Im Vorfeld der anstehenden Fällungen gegen den Asiatischen Laubholzbockkäfer (ALB) im Landkreis München meldet der BUND Naturschutz (BN) Zweifel an der offiziellen Bekämpfungsstrategie an.

„Bisher hat der BUND Naturschutz die Fällungen zur Bekämpfung des Käfers mitgetragen, auch wenn uns der Verlust von wertvollen Bäumen besonders im Siedlungsbereich geschmerzt hat. Doch seit dem ersten größeren Auftreten hat sich bei den Kontrollen von Palettenholz für Steinlieferungen aus China nichts Wesentliches geändert. Die Schutzbemühungen sind gut gemeint, laufen aber ins Leere, wenn die Neuimporte des Käfers nicht verhindert werden können! Nur wenn dieses Problem angepackt wird, kann sich der BUND Naturschutz vorstellen, die strikte Bekämpfung zu unterstützen“, betont  Christian Hierneis, Vorsitzender des BN in München.

Derzeit werden verdächtige Sendungen aus China in einer Stichprobe von 15 bis 30 Prozent auf ALB Befall untersucht. Bei Kontrollen von Verpackungsholz  in Bayern ist im Zeitraum von Oktober 2013 bis September 2014 kein ALB Befall festgestellt worden. Ergebnisse von österreichischen Studien zeigen jedoch, dass bis zu 8 Prozent angeblich ALB freier Paletten noch lebensfähige Stadien des Käfers enthielten. Der BN geht deshalb davon aus, dass weiterhin Käfer eingeschleppt werden.

Der BN fordert seit geraumer Zeit:

  1. Die Einfuhr von befallenem Verpackungsholz ist durch geeignete Maßnahmen zu unterbinden.
  2. Klarheit über die Verbreitung des Käfers muss schnellstmöglich geschaffen werden. Hierzu bedarf es einer angemessenen finanziellen Ausstattung der zuständigen Stellen und klarer politischer Vorgaben.

Der Asiatische Laubholzbockkäfer (ALB) wurde 2004 in Neuburg am Inn erstmals in Bayern entdeckt, 2012 folgte Feldkirchen, 2014 Neubiberg und Schönebach unweit Günzburg. Aktuell gibt es vier ALB Vorkommen in Bayern. Letztes Jahr wurde außerdem ein massiver Befall in Magdeburg entdeckt und in Weil am Rhein ist der Käfer seit 2005 aktiv. Somit sind deutschlandweit derzeit 6 Befallsgebiete bekannt.

Werden der ALB oder Spuren des Käfers vor Ort gefunden, greift eine rigide Bekämpfung, die eine Ausrottung zum Ziel hat: Diese sieht zunächst die Fällung der vom ALB befallenen Bäume vor. Anschließend werden die befallsgefährdeten Baumarten im 100 Meter Umkreis um jeden befallenen Baum gefällt. In Feldkirchen ist nach einem weiteren Käferfund die Quarantänezone ausgedehnt worden und weitere Fällungen werden wohl folgen. Der ALB zieht im wahrsten Sinne des Wortes weite Kreise.

In Neubiberg sind die ersten befallenen Bäume bereits letztes Jahr gefällt worden. Die Suche nach befallsgefährdeten Bäumen, das sog. Monitoring ist mittlerweile abgeschlossen. In Kürze ist mit den ersten vorsorglichen Fällungen zu rechnen. Diese sogenannten Präventivfällungen ziehen auch hier ihre Kreise: Um jeden Baum, der vom ALB befallen wurde, sollen im Umkreis von 100 Metern alle Bäume der folgende Arten gefällt werden: Ahorn, Weide, Pappel, Birke, Esche, Rosskastanie, Vogelbeere und Baumhasel. Eine große Anzahl von Bäumen wird verschwinden und das Ortsbild wird sich massiv verändern. Mit Sorge beobachten die Bürger Neubibergs den Verlust ihrer Bäume. Sie haben deshalb eine Bürgerinitiative gegründet und eine Petition an den Minister für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, Helmut Brunner, gerichtet. Kern dieser Petition ist die Forderung nach mehr Forschung statt Fällung.

Aktuell sind die Fachleute der Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) und des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Ebersberg mit der Bekämpfung in Feldkirchen, Neubiberg und Schönebach befasst. Zu diesem Zweck wurde auch personell aufgestockt. Ein bayernweites Monitoring zur Feststellung der Verbreitung ist laut Pressestelle der LfL aber nicht geplant. Auch die Kontrolle an potentiellen Einfallstoren wie Binnenhäfen mit Steinlieferungen, großen Steinimporteuren- und Händlern sei nicht vorgesehen. Gerade in deren Umgriff könnte sich der Käfer, ähnlich wie in Feldkirchen, bereits seit Jahren unbemerkt angesiedelt haben. An genau diesen neuralgischen Punkten müsste nun verstärkt kontrolliert werden, um ältere Einschleppungen des Käfers zu entdecken und - wie vom BN gefordert - Klarheit über die tatsächliche Verbreitung zu bekommen.

„Wie wahrscheinlich ist es, dass der Asiatische Laubholzbockkäfer sich nur in Südbayern niedergelassen hat? Wohin gingen in der Vergangenheit und gehen heute Steinlieferungen aus China mit möglicherweise befallenen Paletten?“ fragt Hierneis und fordert Aufklärung.

„Die Ausrottung des Käfers ist nach Auskunft des zuständigen Julius Kühn-Instituts bislang in Deutschland noch nicht gelungen. Unter den momentanen Gegebenheiten ist diese nach Meinung des BN auch nicht zu erreichen. Deshalb werden wir die Ausrottungsbemühungen und die damit verbundenen Fällungen vorerst nicht weiter unterstützen“ so Hierneis abschließend.

Ansprechpartnerin für Rückfragen:
BUND Naturschutz, Kreisgruppe München
Angela Burkhardt-Keller, Referentin für Naturschutz,
Tel. 089 / 51 56 76 - 64 / -0